Die Perspektive der Primärtherapie - tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie

Bei vielen Menschen (auch Klienten) ist es so, dass sie mit einer starken „Ladung“ unverarbeiteter und auf ihren Ausdruck wartender Gefühle herumlaufen. Dieser „Stau“ an Gefühlen baut in ihnen eine permanente Spannung auf. Ihr „System“ ist unbewusst mit der Abwehr von Gefühlen beschäftigt, die unbewusst als gefährlich , schmerzhaft, als eine Bedrohung betrachtet werden. Die "Abwehr" (Verdrängung) dieser Gefühle und Inhalte kostet diese Menschen einen Teil ihrer (Lebens-)Energie, stört den emotionalen Ausdruck insgesamt, und verhindert das sich Lebensfreude und Leichtigkeit in ihrem Leben einstellen können.

Klientenstimme: Mir ist in meiner bisherigen Therapieerfahrung noch keine andere Methode so grundlegend erschienen.(Gruppentherapie)

Ich bin eigentlich eher zufällig zur Primärtherapie gestoßen - und bin erstaunt, welchen Effekt sie schon nach so kurzer Zeit auf mein Leben hat. Die Erkenntnis, dass hinter den scheinbar vordergründigen emotionalen Konflikten oft uralte / ureigenste Erinnerungen schlummern und ihre Auswirkungen auf meine heutigen Bewertungen haben, hat meine Sichtweise enorm verändert - und damit fast alle meine Bewertungen im Alltäglichen. Ich bin noch ganz am Anfang, die abgespeicherten Erlebnisse in meinem Inneren neu zu sortieren - und freue mich auf das, was da noch kommen mag. Auch wenn es nicht immer leicht ist, sich seinen Gefühlen zu stellen: mir ist in meiner bisherigen Therapieerfahrung noch keine andere Methode so grundlegend erschienen. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit in der Gruppe unter der Anleitung von Fabian Becker hilft enorm, die verschiedenen Hürden auf diesem Weg zu nehmen. Auch das hätte ich vorher nicht gedacht! (36)

„Die Krankheit ist die Verleugnung des Fühlens und das Heilmittel ist das Fühlen.“ (Arthur Janov: The Primal Scream. 1970.)

Wie ist es dazu kommen !? Die Entwicklung der Spaltung

In unserer (früh-)kindlichen Entwicklung gab es meist mehr oder weniger offene Konflikte. Unsere kindlichen Bedürfnisse standen teilweise im Widerspruch zu den Anliegen unserer Eltern oder dem in der Familie üblichen Umgang miteinander. Manchmal brechen solche Konflikte in einzelnen, teilweise krassen (traumatischen) Szenen offen ins Familienleben, zumeist aber werden die Konflikte gar nicht erst offen ausgetragen bzw. bleiben nicht artikuliert und vor bewusst im (Gefühls-)Untergrund (->heute glaubt man dann oft, es war gar nichts in der Kindheit vorgefallen – manchmal kommen an dieser Stelle dann gerade recht pauschale Sätze das alles gut gewesen sei in der Kindheit... Bilderbuch...). Für das Kind bleibt in diesen Konflikt-Situationen letztlich oft nur der (Gefühls-) Rückzug und die Anpassung bzw. später das schon vorgreifende – nicht-mehr-Wollen – oder Spüren der eigenen Bedürfnisse.

Der Rückzug, die Verdrängung ist eine Art Notmechanismus, der das Kind von seinen eigenen (inneren) Gefühlen/ Bedürfnissen abschottet und damit das Bewusstsein von den Schmerzen, welche die Entbehrung essentieler emotionaler Bedürfnisse hervorruft (Konfliktlösung nach Innen) und damit die lebensnotwendige Anpassung nach außen (und in die Familie) ermöglicht wird (Konfliktlösung nach Aussen). Die Folge ist ein Bruch, eine innere Spaltung in eine Art irreales Selbst nach außen und ein verdrängtes reales Selbst im Inneren. Mit dieser Abspaltung unserer Ur-eigensten Bedürfnisse ging (und geht) uns gleichzeitig ein Teil unserer kindlichen Lebendigkeit und Spiritualität verloren.

Etwas, tief in uns, treibt uns an diese verschütteten Gefühle wieder zu finden (die Spaltung wieder aufzuheben), uns mit Ihnen auseinander zu setzen, um wieder vollständig zu sein. Die Phänomene wie sich wiederholende Beziehungs- und Lebenssituation oder bestimmte Träume sind in diesem Zusammenhang als Teil einer tief im Menschen verankerten Heilungstendenz/-strategie zu verstehen, die in Richtung psychische Unversehrtheit und ganzheitliche Bewusstheit zielt.

Leider verhindern die früher zu unserem Schutz entwickelten Verhaltens-, Reaktions- und Denkweisen (Irreales Selbst) die notwendige heilsame Berührung/Auseinandersetzung mit unseren verborgenen Gefühlen und halten uns so gleichzeitig auf unbewusste Weise in unserer Vergangenheit fest. Dies kann sich leicht in dem Gefühl / Eindruck äußern nicht man Selbst sein zu können, sich innerlich gehemmt, unfrei zu fühlen, nicht voll da zu sein...

Die innere Spaltung bleibt somit mit ihren negativen Konsequenzen (u. a. Psychosomatisches Allgemeinsyndrom) für uns bestehen und löst sich nicht einfach in "Wohlgefallen auf". Ein tiefgreifender Therapie- und Selbsterfahrungsprozess wie er z. B. in der Primärtherapie praktiziert wird ist nötig, um die Spaltung zu heilen und mehr zu unsere Energie und natürlichen Lebensfreude zurückzufinden.

Der Therapieprozess in der Primärtherapie

Die Primärtherapie beinhaltet die schrittweise Umkehrung dieser Entwicklung und ermöglicht das Heilungs- und Entwicklungsprozesse wieder ihren natürlichen Lauf nehmen.

In der Therapie geht es u. a. darum, ausgehend von aktuellen Situationen bzw. dem Geschehen in der Therapie selbst, einen Weg durch die Abwehr hin zum eigenen tieferliegenden Gefühl zu finden. Das beinhaltet, dass die Teilnehmer, mit Hilfe therapeutischer Interaktion und Anleitung, darin gefördert werden ihre Gefühle nicht mehr abzutun, wegzudrängen, wegzureden-/denken, unbeachtet lassen und ihnen den nötigen Raum zukommen zu lassen. Gleichzeitig sind die Teilnehmer durch die Dynamik z. B. in der Gruppe immer wieder mit ihren unbewussten Gefühlen / Anteilen (Schatten) konfrontiert und werden auf die Gefühle hingewiesen. Unbewusste Konflikte/ Gefühle, blinde Flecken (Schattenbereiche) werden in diesem Zusammenhang wahrnehmbar – uns selbst unmittelbar fühlbar und so einer Bearbeitung zugänglich. Das Eintauchen in diesen „primären“ Gefühlsbereich (ein Primärerlebnis) ist trotz oder gerade wegen des empfundenen Schmerzes eine heilsame Erfahrung, die eine unmittelbare Entlastung mit sich bring. Energie, die zuvor in der Abwehr dieser Gefühle gebunden war, wird wieder frei verfügbar. Neue Einsichten und Handlungsspielräume tun sich auf.

Der Weg zu tiefer liegenden Gefühlen beinhaltet in der Regel, im Vorfeld auftretende Phasen von Spannung bzw. Auseinandersetzung mit der Gefühls-Abwehr, die überwunden dann in das eigentliche Fühlen mündet.

Aufgabe des Therapeuten in diesem Prozess ist es, die auftretenden Abwehrmuster zu erkennen und das tieferliegende Gefühl zu erahnen und die Wahrnehmung der Teilnehmer auf beides zu lenken und ihn letztlich beim Eintauchen in diese Gefühlsbereiche zu unterstützen.

Vielen Teilnehmern gelingt es, mit der Methode der Primärtherapie und in dem geschützten Therapierahmen (Intensivphase), zügig einen Zugang zu vorher verschütteten Gefühlen / Inhalten zu erreichen und damit einen tiefgreifenden und ganzheitlichen Heilungsprozess anzustoßen. Auch die aktuelle Problematik und Situation wird eingehend beachtet aber nicht ohne dabei den Einfluss der eigenen Lebensgeschichte und verdrängten nicht-gefühlter-Gefühlen (ngG´s) aus dem Blick zu verlieren.

Das Durcherleben dieser vorher Nicht-Gefühlten-Gefühle (ngG´s nach Munk) führt zu einer unmittelbaren Erleichterung des ganzen Systems. Tief verinnerlichte Reaktionsweisen und unbewusste negative Muster, Ängste, Blockaden, Psychosomatische Reaktionen werden zunächst bewusst und durch das Duchfühlen und Verarbeiten auf diese Weise ihrer emotionalen Grundlage (Nicht-Gefühlte-Gefühle, verdrängte Inhalte) entzogen und können sich auflösen. Gleichzeitig wird Energie, die vorher in der Abwehr und dem Unterdrücken der Gefühle gebunden war, wieder frei und für uns verfügbar. Unser Lebensgefühl, unser Feingefühl und Selbstvertrauen entwickeln sich auf diese Weise grundlegend weiter.

Die Teilnehmer entwickeln / finden im Laufe dieses Therapieprozesses zunehmend eine neue innere Haltung / Philosophie und Einstellung gegenüber ihren Gefühlen die es Ihnen ermöglicht, ihre Gefühle mehr anzuerkennen und aufzunehmen und einen weitgehenden ganzheitlichen Entwicklungsprozess anstößt.

Primärtherapie - Methode ( Arthur Janov, Hermann Munk, Alice Miller )

Die Primärtherapie wird seit Ende der 60er Jahre angewendet. Unter den ersten Klienten bei Arthur Janov waren auch einige bekannte Persönlichkeiten und Künstler wie z. B. John Lennon, der seine Erfahrungen, die er in der Primärtherapie machte auch in verschiedenen Alben einfließen ließ. In Deutschland begann Hermann Munk 1976 mit seiner primärtherapeutischen Arbeit. Die Primärtherapie hat sich in den vergangen 40 Jahren immer wieder weiter entwickelt und die Vorgehensweise verfeinert (Neuerscheinungen von Arthur Janov, 2012 ! , Hermann Munk 2008 !). Die Primärtherapie ist ein ganzheitlicher Ansatz. Die Methode fordert daher den Menschen auf allen Ebenen Gefühl, Körper, Geist und Seele heraus. Die Primärtherapie ist nicht nur ein Psychotherapieverfahren, sondern Sie ist ein ganzheitliches Verfahren, welches die Persönlichkeitsentwicklung-Entfaltung, Selbsterfahrung und Erkenntnis fördert.

Die Primärtherapie ist eine tiefenpsychologisch fundierte Form der Psychotherapie Die Primärtherapie ist eine tiefenpsychologisch fundierte Form der Psychotherapie.Die Primärtherapie gehört zu den tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapieverfahren. Das bedeutet, dass die Konzepte von Abwehr, Verdrängungsmechanismen, innerer Konflikte, Traumdeutung, Projektion, das Konzept des Unbewussten in dem theoretischem Rahmen der Primärtherapie Berücksichtigung finden und zum Fundament gehören. Gleichzeitig hat die Primärtherapie ihren Fokus mehr auf das Konzept des Traumata und der gefühlsmäßigen Verarbeitung frühkindlicher einschneidender Erfahrungen. Mehr beachtet und bearbeitet werden in diesem Zusammenhang auch die durch Traumata entstehenden und oft Dysfunktional und Leid erzeugenden (Individuellen) Mustern im Erleben, Fühlen und Verhalten. Aus Sicht der Primärtherapie liegt ein wesentlicher Faktor für einen Menschlichen / therapeutischen Fortschritt und Entwicklung in einer gefühlsmäßigen (nicht nur einfach intellektuellen) Verarbeitung / Bearbeitung früher Erlebnisse und der mit ihnen im Jetzt zusammenhängenden (nicht gefühlten) Gefühlen.

Zentraler Ansatzpunkt Traumata und Nicht-Gefühlte-Gefühle (ngG) sind unbewusst in unser seelisch-leibliches System eingebaut und können sich z. B. in emotionalen (auch körperlichen) Blockaden und dunklen Stellen unserer Selbst und Fremdwahrnehmung zeigen bzw. verbergen. Ein weiterer Punkt ist das die Verdrängung z. B. von Schmerz oder angstbesetzten Erfahrung meist Einheim geht mit der Verdrängung von bestimmten grundlegenden Bedürfnissen /emotionalen Anliegen, was letztlich zu einer inneren Spaltung und Störungen unserer (Lebens-) Energie führt. Im Rahmen der Primärtherapie werden diese Inhalte im speziellen Setting des Therapieprozess dem Bewusstsein wieder zugänglich gemacht und auf diese Weise eine Verarbeitung ermöglicht. In der Primärtherapie nach Munk wird hierbei der Therapieprozess durch das Gefühls-Wahrnehmungsfeld im Rahmen der Therapiegruppe (Gruppendynamik) und durch das Geschickt des Therapeuten in einen heilsamen Bereich gelenkt.

Aspekte des primärtherapeutischen Vorgehens...

  • Nutzt die Gruppendynamik für: komplexe weitreichende Wahrnehmungen, Einsichten, Feedback – Spiegelung, Resonanzeffekte im Gruppengefüge welche den Therapieprozess erleichtern, das erkennen von persönlichen Mustern , verständlich machen von komplexen Wissen im Bereich Psychologie – Gesundheit – Ernährung – Spiritualität, Motivation in den Bereichen Bewegung – Sport -Gesundheit – bewusstere Lebensweise, dem Angehen von körperlichen, beruflichen oder anderen emotionalen Anliegen
  • Verarbeitung von traumatischen Erlebnissen durch Integration, Durchfühlen und Verarbeiten der Erlebnisse und abgespaltener Gefühlsmomente , Schmerzerfahrungen
  • Unterstützung der natürlichen Selbstheilungstendenzen unserer Psyche / erleichtet das Ablaufen Verarbeitungs- Entwicklungs- und Heilungsprozesse
  • Aufzeigen und Bewusstmachen der persönlichen / individuellen Gefühlsabwehr
  • ausbalancierte Methode mit intuitiven und gleichzeitig fundiertem Vorgehen um in unserem emotionalen Bereich aufzuräumen
  • bezieht auf eine offen Weise die spirituelle Dimension unseres Daseins mit ein
  • nutz Träume als Zugang zu unbewussten Aspekten unseres Selbst und Gefühlsleben / Ansätze von C.J Jung
  • Bezieht auch unsere körperliches System , Körpererinnerung , Gesundheitszustand, Beweglichkeit , Fitness, Nährstoffstatus mit ein
  • beinhaltet auch Coaching und Brainstorming, finden von Lösungsansätzen im Rahmen der Gruppendynamik, für aktuelle Konflikte Situation , beruflicher wie privater art

Zusätzliche Informationen: Weiter kurze Ausführungen betreffen dem theoretischen Hintergrund der Primärtherapie finden sie am Ende dieser Seite zu folgenden Stichpunkten:
-> Trauma und Verdrängung führt zu den Symptomen / Schwierigkeiten in unserem Leben
-> Nicht-Gefühlte-Gefühle (nnG´s) oder Primäre Gefühle nach Hermann Munk und Arthur Janov
-> Alice Miller und Jane Liedloff - die kindlichen Bedürfnisse
-> Heilung in der Primärtherapie - Katharsisches Erleben -

Literatur zum Thema und theoretischem Hintergrund der Primärtherapie

Alice Miller , das Drama des begabten Kindes Alice Miller: Das Drama des begabten Kindes und die Suche nach dem wahren Selbst

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Alice Miller - Am Anfang war Erziehung Alice Miller: Am Anfang war Erziehung

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Jean Liedloff - auf der Suche nach dem verloren Glück - Jean Liedloff: Auf der Suche nach dem verlorenen Glück

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Arthur Janov - Biology of Love - Arthur Janov: The Biology of Love

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Arthur Janov - Das befreite Kind -Arthur Janov: Das befreite Kind

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Stefanie Stahl - Das Kind in dir muss Heimtat finden - Stefanie Stahl: Das Kind in dir muss Heimat finden

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Hermann Munk - Primärtherapie Hermann Munk: Fühlen und was dann ? Die Primärtherapie nach Munk

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Ludwig Janus - Das Seelenleben des ungeborenen Ludwig Janus: Seelisches Erleben vor und während der Geburt

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Alice Miller - Du sollst nicht merken - Alice Miller: Du sollst nicht merken

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arthur Janov - derf neue Urschrei Arthur Janov: Der neue Urschrei, Fortschritte in der Primärtherapie

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Arthur Janov: Der Urschrei, ein neuer Weg der Psychotherapie

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Trauma und Verdrängung führt zu den Symptomen / Schwierigkeiten

Gleichzeitig hebt sich die Primärtherapie aber auch in einigen Punkten deutlich von Überlegungen und Konzepten der Psychoanalyse ab. In der Primärtherapie werden psychische Symptome (siehe psychosomatisches Allgemeinsynsdrom bei Situation), Blockierung, ein Mangel an Lebensfreude, negative Beziehungsmuster, psychosomatische Symptome, als eine Folge der anhaltenden Verdrängung von verschütteten, nie empfundenen Gefühlen nicht integrierten Gefühlen / Bedürfnissen betrachtet. Diese Gefühle sind im Laufe unserer kindlichen Entwicklung verschüttet und vom Bewusstsein abgespalten worden. Es handelt sich um Gefühle und Bedürfnisse, für die in der familiären Situation, offen oder subtil, kein Platz vorhanden war. Gefühle die nicht sein durften, konnten, Gefühle, welche die Eltern vielleicht nervten, die sie nicht ertrugen etc. Diese Gefühlsabspaltung kann die Folge von "großen" traumatischen Ereignissen / Szenen sein (Missbrauch, Gewalterfahrungen, Psychische Gewalt) oder aber auch aus der Akkumulation vieler kleiner Erfahungen z.B von Erfahrungen des Abgelehnt werdens, einer feindseligen Stimmung, andauerende nicht-Erfüllung von Grundbedürfnissen (siehe unten) heraus entstehen. Entsprechend dieser auf Erfahrung beruhenden Annahme, ist Heilung in der Primärtherapie das Fühlen und integireren dieser vorher verschütteter Inhalte.

Nicht-Gefühlte-Gefühle (nnG´s) oder Primäre Gefühle nach Hermann Munk und Arthur Janov

Die verdrängten und verschütteten Gefühle werden von Hermann Munk als nicht-gefühlte-Gefühle (nnG´s ) bezeichnet und von Arhur Janov, der Begründer der Primärtherapie in Amerika als primäre Gefühle oder Urschmerz. Alice Miller, eine ehemalige Psychoanlytikerin, die sich dann nach ihren Erfahungen von der Psychoanlyse abgewendet hat, beschreibt in Ihren Büchern sehr anschaulich ( vgl. z. B. "das Drama des Begabten Kindes" oder "du sollst nicht merken" ) wie die Zusammenhänge zwischen Traumatisierungen / Mangelerfahrungen und späteren psychischen Problemen und Störungen des Gefühlslebens sind.

Alice Miller und Jean Liedloff - die kindlichen Bedürfnisse

Nach Alice Miller (und auch anderen Autoren, vgl. z. B. Jean Leadloff "Auf der Suche nach dem verlorenen Glück") hat das kleine Kind von Beginn seines Lebens an grundlegende psychische und physische Bedürfnisse (sogenannte narzisstische Bedürfnisse). Diese sind z. B. das Bedürfnis nach Schutz und Geborgenheit, nach Angenommen sein, nach Spiegelung (Rückmeldungen), nach Zuwendung, Zärtlichkeit, danach seine Gefühle ausdrücken zu dürfen und in ihnen verstanden zu werden. Können und werden diese Bedürfnisse des Kindes von Seiten der Eltern oder anderer Bezugspersonen nicht genügend erfüllt, führt, dass auf Seiten des Kindes zu Verunsicherung, Ängsten, Schmerzen, Panik, gefühlen von Ohnmacht und Hilflosigkeit. Werden Hilferufe dieser Kinder von Niemanden einfühlsamen verstanden oder stoßen sie wie so oft auf Zurückweisung und Ablehnung (die Eltern haben selber zu viel zu tun , Beziehungsprobleme, Arbeit, hatten selber in ihrer Kindheit, wie es oft ist auch nicht das Erfahren was sie gebraucht hätten und können es daher auch nicht weiter geben) bleibt dem Kind um dem Schmerz zu entgehen und sein Funktionieren und damit Überleben innerhalb der Familie zu sichern nur die Abspaltung der Bedürfnisse und der ausgelösten Schmerzen und Ängste. Nach Alice Miller kommt es in diesem Gefüge zur Entwicklung eines "Falschen Selbst" - das Kind versucht sich den Bedürfnissen der Eltern anzupassen, es versucht z. B. durch Leistung und besondere Anstrengungen ( Lieb sein, stark sein, Unabhängigkeit zu demonstrieren, besondere Fähigkeiten...) ihre Liebe zu gewinnen oder zu erhalten. Bei diesen Bemühungen verliert es seine eigenen Bedürfnisse und Gefühle aus den Augen – es gibt sein inneres notgedrungen auf (die Liebe / Ankerkennung ist lebensnotwendig – vgl. John Bowlby). Diese Abspaltung (Verdrängung) kostet Energie und nimmt auch unsere ursprüngliche kindliche Lebendigkeit mit sich und die notwendige andauernde Verdrängung führt dann im Laufe der Zeit durch die sich einschleifende unbewusste Gefühlsabwehr (z. B. durch bestimmte teils unbewusste Denk-, Reaktions- und Verhaltensmuster) zu den unterschiedlichsten Symptomen und Einschränkungen. Heilung in der Primärtherapie katharsisches Erleben – in der Primärtherapie wird nun angestrebt, dass die Klienten erstmals Zugang zu diesen, im unbewussten sich befindenden Gefühlen und Erfahrungen finden und diese zulassen können. Die frühere Spaltung wird wieder überwunden, was auch die mit ihr verlorene Lebensenergie wieder zurückgibt. Zulassen bedeutet hier, dass die mit intensiven Gefühlen von Schmerzen, Trauer, Angst, Wut... behafteten Erfahrungen erstmals ganz im Bewusstsein auftauchen und "durchgefühlt" (katharsisches Durcherleben") werden können. Ein solches Fühlen, eines bis dahin nicht-gefühlten-Gefühls, wird auch als Primärerlebnis bezeichnet. Ein Primärerlebnis nimmt der zuvor noch verdrängten Erfahrung / dem verdrängten Gefühl die Energie, indem es sich endlich mit Hilfe des Bewusstseins "entladen" kann. Diese Verbindung von bis dahin nicht-gefühlten-Gefühlen und dem Bewusstsein ist entscheidend für die Integration der Erlebnisse und Gefühle und setzt weitreichende Heilungs- und Neuerungsprozesse ( mit entsprechender spontaner Selbsterkenntnis) in Gang. Damit sich die Klienten in diese Gefühle (die sie seit ihrer Kindheit meiden) reinwagen, brauchen sie die Begleitung eines erfahrenen Therapeuten, der nicht vor diesen teilweise starken Gefühlen zurückschreckt und als Voraussetzung dafür selber bei sich diese Gefühle verarbeitet hat. Sind die Gefühle auf diese Weise in der Begleitung durchlebt verlieren sie ihren Einfluss, den sie vorher auf unser ganzes System auf unser Denken, Fühlen und Handeln unbewusst ausübten und die durch sie bedingten Verzerrungen und Energieverluste lösen sich auf. Entwicklung der Primärtherapie Die Primärtherapie wird seit Ende der 60er Jahre angewendet. Unter den ersten Klienten bei Arthur Janov waren auch einige bekannte Persönlichkeiten und Künstler wie z. B. John Lennon, der seine Erfahrungen, die er in der Primärtherapie machte auch in verschiednen Alben einfließen ließ. In Deutschland begann Hermann Munk 1976 mit seiner primärtherapeutischen Arbeit. Die Primärtherapie hat sich in den vergangen 40 Jahren immer wieder weiter entwickelt und die Vorgehensweise verfeinert. Die Primärtherapie ist ein ganzheitlicher Ansatz. Die Methode fordert daher den Menschen auf allen Ebenen Gefühl, Körper, Geist und Seele heraus. Die Primärtherapie ist nicht nur ein Psychotherapieverfahren, sondern Sie ist ein ganzheitliches Verfahren, welches die Persönlichkeitsentwicklung-Entfaltung, Selbsterfahrung und Erkenntnis fördert